Wissen, was man is(s)t

3822
Wie gedeihen unsere Pflanzlinge? Dr. Ina Hoyer prüft das Saatgut für die eigene Gärtnerei. Foto: Christof Heyden

Solawi heißt das in Frankenberg initiierte Projekt, welches aufgeweckte Leute auf dem Land aber genauso in der Stadt zum Thema Lebensmittel vereint.

Frankenberg. Die Idee der Solidarischen Landwirtschaft ernährt den Landwirt und Geschäftsführer genauso, wie den Studenten und Arbeiter. Im Zentrum der auf Nachhaltigkeit und umweltbewusstem Wirtschaften ausgerichteten Produktion von Fleisch, Milch, Obst und Gemüse steht der Bauernhof zur Bunten Kuh an der Lichtenwalder Straße. Wie das funktioniert können Unternehmungshungrige zum Tag des offenen Gartens am 16. und 17. Juni kennen lernen.

„Wir wissen, was is(s)t“, heißt einer der Slogan des Hofteams um Dr. Ina Hoyer. „Die Solawi als der Zusammenschluss einer Gruppe privater Haushalte mit einem Landwirtschaftsbetrieb sorgt für eine Zielgruppe: Jene, die sich zusammengeschlossen haben“, so die Chefin. Denn: Die erzeugten Lebensmittel werden nicht über den Markt vertrieben, sondern fließen zu den angeschlossenen Teilnehmern, die diesen Wirtschaftskreislauf beginnend vom Saatguteinkauf, über die Bewirtschaftung, Lagerung und Vertrieb mit finanzieren. „Jede Person bekommt einen Ernteanteil. Der bemisst sich nach verschiedenen Faktoren, etwa dem Ernteertrag und was saisonal bzw. regional anbaubar ist.“

Mietze Gina gehört zum Team von Mensch und Tier, mit Ina Hoyer, hinten und Diana Rülke vom Bio-Hof Bunte Kuh in Frankenberg. Foto: Christof Heyden

Noch bevor überhaupt die neue Saat ausgebracht ist, haben die Erzeuger vom Bunte-Kuh-Hof ihre Produkte schon verkauft. „Wir legen fest, welches Budget wir für die Produktion eines bestimmten gewünschten Sortiments benötigen. Danach bemisst sich der jeweilige Pro-Kopf-Anteil. Wir sind nicht den Marktprozessen unterworfen“, so die 47-Jährige.

Und die sieht weitere Trümpfe des Projektes: „Sie wissen, wo und von wem die Nahrungsmittel angebaut werden. Zudem fördern sie regionale Nachhaltigkeit und den Erhalt unseres Betriebes.“ Der sorge für eine lebendige lokale Landwirtschaft, was im Zeitalter der Großbetriebe ein wichtiger Farbtupfer sei. „Für uns Erzeuger ergibt sich aus diesem Kreislauf eine Planungssicherheit, wir minimieren das Risiko, auf unserer Ernte sitzen zu bleiben und sichern den Mitarbeitern ein Grundeinkommen.“

Derzeit sind sechs Mitarbeiter beschäftigt, die insgesamt 20 Hektar Fläche bewirtschaften. So auch drei Hektar Gartenfläche, auf der Obst und Gemüse von Auberginen über Kohl, Salat, Paprika, Möhren bis hin zur Zwiebel, so auch in drei Gewächshäusern, angebaut würden.

Laut Ina Hoyer würden die Konsumenten als Mit(fr)esser bezeichnet, die sich in Gruppen, den so genannten Fresszellen, organisieren würden. „Die Mit(fr)esser zahlen einen monatlichen Festbetrag an uns Bauern und erhalten dafür einen festen Anteil an der Ernte des Hofes.“ Die würden aufgrund der Direktvermarktung von niedrigeren Preisen profitieren.

Derzeit seien 66 von 100 zur Vergabe stehenden Ernteanteilen vergeben. Das mache ca. 90 Menschen aus, die so ihr Gemüse beziehen würden. Der Hof liefere einmal pro Woche an die Verteilzentren der Fresszellen aus. Aktuell liege der Beitrag für einen Ernteanteil mit Jahresvertrag für eine Person bei 100 Euro.

„Besucher sind regelmäßig zum ersten Sonntag im Monat von 10 bis 16 Uhr eingeladen, sich unseren Betrieb samt Konzept einmal anzuschauen“, freut sich Ina Hoyer auf Unternehmungshungrige Zeitgenossen, denen nicht egal ist, was sie essen.