Maiparade der Automobilisten

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Einst automobile Klassenfeinde, heute gemeinsamer Blickfang: Der Militär-Lkw Robur und die Nobelkarosse Mercedes. Foto: Christof Heyden

Ein Chrom blinkernder Aufzug automobiler Zeitgeschichte war zum Maifeiertag in Hartmannsdorf zu erleben.

Hartmannsdorf. Zum 17. Mal lud das Veranstalterteam vom sächsischen Nutzfahrzeugmuseum ein. Aus allen Himmelsrichtungen tuckerten Modelle zur Parade der benzin- und dieselfressenden Schmuckstücke herbei. 5000 Teilnehmer hatten ihr Kommen signalisiert. So stellten sich Karossen aus Eisenach und Wismar den fachmännischen Blicken, wie Bautzener und Magdeburger dem einem Großfamilientreffen gleichenden Spektakel folgten. Für enormes Gewimmel am arbeitsfreien Dienstag sorgten ebenso Erzgebirger mit ihren Sammlerstücken.

Diesmal wurde das gesamte Gewerbegebiet als eine stark frequentierte Ausstellungsfläche genutzt. Foto: Christof Heyden

Erstmals verfolgten die Gastgeber 2018 ein neues Veranstaltungskonzept. „Wir haben resultierend aus den Erfahrungen der Vorjahre und dem stetig steigendem Zuspruch die Ausstellungsfläche über das Gelände des Nutzfahrzeugmuseums hinaus erweitert und alle Straßen des Gewerbegebiets für das Treffen einbezogen“, erklärte Dieter Vogel, Pressesprecher des gastgebenden Vereins historische Nutzfahrzeuge e.V. „Das ermöglicht uns, dem Teilnehmerfeld weitere Stellflächen anzubieten, die gezeigten Automobile thematischer zu ordnen und dem Publikum noch besser Raum zu geben, die Modelle in Augenschein zu nehmen.“ Immerhin schätzte der am frühen Nachmittag das Zuschauerinteresse auf 25.000 Gäste aller Altersgruppen. Gerade die Kompaktheit unter dem Motto „Vom Hühnerschreck bis Brummi“ mache den Reiz aus, zeigte sich Dieter Vogel überzeugt. „Und wo erhalte ich bei freiem Eintritt eine solche Vielfalt geboten?“

Ausstellungsstücke aus verschiedenen Jahrzehnten auf einem Trailer. Foto: Christof Heyden

Hartmannsdorf bewies erneut die Gültigkeit der Devise: For ever young, dem Besitzer und seinem Modell schlägt keine Zeit, ungeachtet modernster Modelloffensiven. Vor allem die Vehikel des Ostens ließen die Herzen der aus ganz Mitteldeutschland angereisten Zuschauer höher schlagen. Für ganze Familienverbände bedeutete der Besuch ein Ausflug in die jüngere Zeitgeschichte, bekamen Kinder und Enkelkinder erklärt, was einen Trabant oder Wartburg auszeichnete. Nur gelernten Ossis dürfte das Gefühl bekannt sein, vor nun knapp drei Jahrzehnten einem Volkswagen oder Citröen sein Eigen zu nennen. Auch Volvos des Typs 244 DLS zählten dazu, die seinerzeit 42.000 DDR-Mark teuer nur an in Ostberlin wohnenden Kunden verkauft wurden.

Mit einem vom Zahn der Geschichte angenagten DKW-Werbung tragenden Emaille-Schild trat der 22-Jährige Claus Schmidt wieder die heimfahrt vom Teilemarkt an. „Ich bin von diesem in Zschopau hergestellten Motorradtyp begeistert und sammle alles, was ich dazu bekommen kann“, erzählt der Geithainer. „Mein Großvater und selbst mein Urgroßvater rollten mit solchen Zweirädern, ich besitze unterdessen auch eines“, so der Mechatroniker.

Der gebürtige Zschopauer Andreas Hollerritt wusste als Volkspolizist Verkehrsgeschichten zu erzählen. Foto: Christof Heyden

So mancher Teilnehmer dürfte verwundert die Augen gerieben und sich zurückversetzt gefühlt haben, plötzlich einen waschechten Volkspolizisten vor der Motorhaube zu begegnen. Andreas Holleritt zählt seit 25 Jahren im Hobby zu jenen grüne Dienstuniform tragenden Ordnungshütern, die auf ihre Weise von der einstigen Verkehrsordnung erzählen. Am schmucken aufgemotzten Trabi GTI von Matthias Stark aus Wittgensdorf gab es nichts auszusetzen, wofür es die technische Überführungsplakette (heute TÜV) aufgeklebt gab.