Das Leben des legendären Kirchenmannes fasziniert jung und alt. Das bewies das Finale eines stimmungsvollen und ehrgeizigen Projektes in einer rappelvoll besetzten Leubsdorfer Kirche.

Leubsdorf. 80 Mittelsachsen um Manuela Hiller und Thomas Ranfeld haben seit Februar 2017 mit Geschick und Leidenschaft ein reizvolles Musikprojekt ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gerückt. Zeitgemäß, im Genre eines Musicals näherten sich die ehrenamtlichen Musikanten, Sänger, Tänzer, Schauspieler aber auch Szenenbildner sowie Techniker aus Leubsdorf, Borstendorf, Schellenberg und Eppendorf dem Reformator und seinem streitbaren Erbe.
Die westdeutschen Miriam Kuellmer-Vogt und Fabian Vogt sind die Autoren des „Alles Liebe, Martin Luther“ heißenden Szenarios: In einer Schule wird in der Theatergruppe ein dem Theologen gewidmetes Stück geprobt.


Und noch während die Kinder darüber diskutieren, ob wohl Smartphones schon verfügbar waren, ob der Reformator zur Halloweenfete gegangen wäre oder ob Luther womöglich seine Thesen auch mit einem Tesa-Klebestift angebracht hätte, taucht plötzlich der „echte“ Martin Luther auf. Beste Gelegenheit, den Junker Jörg einmal auszufragen und ihm die Meinung als Nachkomme zu sagen. Den Handelnden gelingt es, ihre Angst und das Vertrauen aber genauso Selbstzweifel und Mut herauszuspielen. Die groovigen Musikbeiträge lassen den rhythmischen Funke ohnehin schnell ins Auditorium überspringen.

Und da röhrte die Elektrogitarre samt Schlagzeug vor dem Altar genauso, wie inspirierender Chorgesang das generationenübergreifende Publikum emotional aufwühlte. Da illustrierten ohrenbetäubende Gewitterschläge und die schniefende Nebelmaschine den symbolischen Ausflug auf die Wartburg.Die gestrige Aufführung, der auch ein Gastspiel in Eppendorf voraus ging, bezieht ihren Reiz aus dem Fakt, dass das Publikum mit auf Entdeckungsreise genommen wird.
In ihrem Spiel und jugendgemäßer Sprechweise nähern sich die handelnden Akteure dem vor 500 Jahren zugetragenem Geschehen, wobei die Zuschauer zugleich selbst Mitgestalter werden. Lautstarke konträre Meinungsbekundungen werden ausdrücklich gefordert: Wer hält es mit dem Theologen, wer buht ihn aus? Spürbar ist das Bemühen, eine gedankliche Brücke ins heute zu schlagen. Und da könnten angesichts der zugespitzten Weltlage neuerliche Höllenqualen lauern, ermutigte Gastgeber Pfarrer Bernd Schrieritz die Runde, im Glauben fest zueinander zu stehen. Der Leubsdorfer konstatierte zudem verblüfft, dass Weihnachten angesichts des vollen Hauses heuer offenbar bereits am 31.Oktober stattfinde. Ja, Luther ist cool. Dieser Gottesdienste dürfte in seinem Sinne gestanden haben.