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Dem Taler fehlt Stempelglanz

Welch ein Silberstück: Über 400 Jahre alte sächsische Zeitgeschichte hielt überrascht Werner Müller in Talerform in den Händen.

Oederan. Als Sammler und Fachmann im Verein der Münzfreunde Flöha seit Jahren in der Szene unterwegs, kam der Sachverständige selten wie nie ins Staunen: „Die Qualität des Stückes dürfte zu den Top vier der mir je vorliegenden Teile zählen“, stellte der stellvertretende Vereinsvorsitzende begeistert fest. Ein Sammler aus der Region hatte den Beratungstag der Münzfreunde genutzt, seine Stücke einmal einem Fachmann vorzulegen. Denn im Rahmen des 50-jährigen Vereinsjubiläum zählte eine Ausstellung samt dem Dienstleistungstag zum Angebot im Web-Museum Oederan. Und so wurde die mehrjährige Vereinsarbeit für Werner Müller auf besondere Weise auch ein Erlebnis.

Der sächsische Taler als Ausdruck der Amtsgewalt für Johann Georg I. Foto: Christof Heyden

Der Experte erkannte schnell das Motiv der Münze: „Bei dem Stück handelt es  sich um den ersten Taler von Kurfürst Johann Georg. Es ist eine Vikariatsmünze, die ab 1612 als Zeichen seines Amtes geprägt wurde. Sein Sohn Johann Georg II. ließ sie später für den gewöhnlichen Zahlungsverkehr prägen.“ Als Reichsvikare bezeichnete man im Heiligen Römischen Reich die Verweser, die für die Zeit zwischen dem Tod des Kaisers bzw. Königs und der Wahl bzw. Krönung eines Nachfolger die laufenden Geschäfte fortführten. Demzufolge war der Kurfürst von Sachsen für die Gebiete sächsischen Rechts zuständig. Anlass und Ausdruck der Macht, eine Münze herauszugeben.

Indes: „Das Teil ist berieben, also geputzt, etwas, was wir nicht wollen. Die Münze verbreitet quasi nicht mehr den originalen Hauch der Zeitgeschichte. Ideal wäre der zeitgenössische Stempelglanz, mit dem würde das Stück Höchstpreis erzielen.“ Der Flöhaer wusste dabei durchaus ein Gebot abzugeben. „Bei einem Verkauf sollte der Sächsische Taler wenigstens 250 Euro erbringen. Ungeputzt wären problemlos 400 Euro möglich.“
Ihre Bewertungen für Sammler erbringen die Flöhaer Münzfreunde seit sieben Jahren und dies im Gegensatz zu manch anderer Vereinigung unentgeltlich. Interessenten sind eingeladen, jeweils am 3. Mittwoch des Monats den Treff der Münzfreunde im Pomselgut Flöha zu besuchen. Beginn 18.30 Uhr, neben Beratung und Fachsimpeln gehören regelmäßig thematische Vorträge zum Abendprogramm.

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Autor

Christof Heyden
Christof Heydenhttps://www.erzgebirge.tv
in Chemnitz lebend, geb. 1961 in Pirna, Diplom-Kulturwissenschaftler Humboldt-Uni Berlin, seit 1993 Freier Journalist und Pressefotograf. Mailadresse: christof.heyden(at)erzgebirge.tv

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