Haltungsnoten für Halfpipe-Akteure

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Ungezählten Veranstaltungen im Sport, aber auch im Kultur- und Vereinsleben hat Siegfried Kempe aus Erdmannsdorf die Stimme gegeben. Er gilt als Spreckakteur der Extraklasse. Foto. Chrisotf Heyden

Was wären kulturelle Meisterleistungen oder sportliche Spitzengebnisse ohne sachkundigen Kommentar eines Veranstaltungssprechers? Einer der besten wurde jetzt verabschiedet.

Augustusburg. Veranstaltungen in der Region lebten gerade durch die Beiträge von Siegfried Kempe an Mikrofon und Lautsprecher. Jüngster und zugleich einer der letzten offiziellen Sprecheinsätze waren für ihn die 15. Meisterschaften im Wintersport um den Envia-Energieversorger-Cup in Augustusburg. Denn während den Slalomfahrten am Sonnabend erfolgte der Wechsel am Moderatorenplatz, gab der agile Zeitgenosse das Mikro weiter.

In bewährter Manier war zunächst Siegfried Kempe noch einmal an den Sprechertisch getreten und hatte den gut besuchten Wettkampf gestartet. Mit schier unvermindert kraftvoller und durchaus bildhafter Sprache als seinem Markenzeichen zollte der 80-Jährige sogleich den Wettermachern seine Anerkennung, mit der Sonne um die Wette blinzeln zu können und es symbolischen Charakter trage, am Tag des Frühlingsanfangs bei zwickenden Frostgraden dem Wintersport zu frönen zu können.

Augustusburgs Ski-Chef Dr. Matthias Moser sagt Siegfried Kempe Dankeschön. Foto: Christof Heyden

Ungezählten Zusammenkünften hat der Erdmannsdorfer die Sprache gegeben. Auch kulturellen Veranstaltungen, etwa dem Tourismus- und Gewerbeverein, gab er Stimme, wie er Sportlerforen mit Olympasiegern zum Erlebnis werden ließ. Gerade seine schlagkräftigen Kommentare, die verbale Reaktionsschnelligkeit verbunden mit enormen Hintergrundwissen und vor allem die spürbare Begeisterung für das jeweilige Metier und die Aktiven wussten die Organisatoren der Veranstaltungen zu schätzen.

Ob Fussball, Radsport und Volkssportlauf – in ungezählten Disziplinen war der gebürtige Hohenfichtener sprechend zu Hause. Und das seit 1957, wie Rückblicke am Rande der Samstagsveranstaltung ergaben.

Fachsimpeln am Pistenrand, Akti e suchen immer das Gespräch zum Moderator. Foto. Christof Heyden

„Unvergessen meine ersten Kommentare bei Snowboard-Wettbewerben. Ich hatte vordem keine Ahnung, was etwa eine Halfpipe ist.“ Und so bat er Sportlerkollegen um Rat, mit dem Ergebnis, dass zur Veranstaltung selbst Könner aus den Hochburgen des Wintersports in anfragten, doch auch die Moderation zu übernehmen. „Und da habe ich denn auch schon Mal den Schneebrettfahrern Haltungsnoten für den künstlerischen Wert gegeben.“ Ein Gaudi, der die Zuschauer begeisterte. Indes Kempsches Grundsprinzp: Jeder Aktive, ob erster oder letzter, wurde sportlich fair geschätzt. „Ich habe auch K-Wagen-Rennen kommentiert, ohne je in Besitz eines Führerscheins oder Kfz-technischer Hintergrundinformationen gewesen zu sein. Dennoch, Motorsportler waren begeistert.“ Als eine der größten Herausforderungen nennt er die Meisterschaften der Spielleute und Spielmannszüge.