Ultrahart und steinalt

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Steinalt und ultrahart: Eklogit. Eppendorf nennt diesen 350 Millionen Jahre alten Schatz ein touristisch interessantes Ziel. Foto: Christof Heyden

Auf geologische Spurensuche haben sich zum jetzt weltweit begangenen Tag des Alten Gesteins 21 wettergestählte Wanderer in Eppendorf  gemacht.

Eppendorf. Der „Eklogitfelsen“, an einem Flurstück in Richtung Lippersdorf gelegen, war Ziel dieser Tour. Aus gutem Grund, stellt er doch eine wenig beachtete geologische Besonderheit dar.  Auf diesen Aspekt wurden vor geraumer Zeit Anja und Olaf Schwulst, beide in Eppendorf wohnende Lehrer, aufmerksam. „Im Zuge eines touristischen Erfahrungsaustausches erhielten wir von Fachleuten den Hinweis, dass in unserer Gemeinde dieses spezielle Material zu finden ist“, sagt Olaf Schwulst. Also nahm sich die Familie des Fakts an, diese steinernen Zeitzeugen mehr ins öffentliche Interesse zu rücken. Zudem sollte eine Informationstafel in der unterdessen neu geschaffenen Wanderhütte am Standort angebracht werden. Das setzen die Eppendorfer nun in die Tat um.

Eine Wanderweg führt entlang der Felsformation. Foto: Christof Heyden

Glücksfall für die sonntägliche Marschformation: Mit Jens Pfeifer hatte ein studierter Geologe von der Exkursion in der Freien Presse gelesen und sich aus beruflichem Interesse der Truppe angeschlossen. Der Fachmann der Bergakademie Freiberg wusste das geologische Kleinod bestens zu erklären. „Vor 350 Millionen Jahren sind zwei Kontinente mit enormer Energie kollidiert. Ein Stück der kontinentalen Erdplatte schob sich über ein Stück ozeanischer Erdkruste.“ Die unten befindliche Platte sei durch das Gewicht der oberen Platte weit in die Richtung des Erdinneren gedrückt worden. Durch die im Inneren der Erde vorherrschende Wärme und das enorme Gewicht der oberen Platte sei die Materialstruktur der unteren Platte durch enorme Druckenergie umgewandelt worden. Eklogit entstand. „Dabei ist das Gesteinsmaterial aber bei 500 bis 1000 Grad Celsius nicht geschmolzen, sondern der Ultradruck hat die Minerale verändert.“

Fachmann Jens Pfeifer (l.) hatte sich der Wanderung angeschlossen. Foto: Christof Heyden

Nicht eindeutig geklärt sei, durch welches geologische Ereignis der ins Erdinnere verschobene Eklogit wieder an die Erdoberfläche gelangte. Und da zeichnet sich Eppendorf durch ein Novum aus: Nach Berechnungen der Wissenschaftler muss sich das hier hervorgetretene Gestein in einer Tiefe von mindestens 100 km unter der Erdoberfläche gebildet haben, im Regelfall sei dies bei 35 Kilometern Tiefe erfolgt. Eklogite seien entlang der Nahtlinie zwischen zwei ehemals getrennten Kontinenten zu finden und gelten als Zeugnis des früheren Vorhandenseins eines Ozeans.

Ein neues Vorhaben könnte demnächst Anlass für einen neuerlichen besuch des Felsens werden. Denn vom besonderen Gestein ist durch die überlagernde Erde und die Verwitterung fast nichts mehr zu sehen. Das eigentliche Material müsste einmal angeschliffen werden, um dessen Struktur viel deutlicher wahrnehmen zu können. Denn ein spezielles Farbspiel gilt als weiterer Fakt, Eklogit als solchen zu kennzeichnen.