Samstags wird gelöffelt

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So manchen originellen Löffel präsentiert das Gastgeberteam um Stefan Süß im Suppenmuseum Neudorf. Dieses scheinbar verrostete Teil zählt zu den ältesten Sammlungsstücken. Foto: Christof Heyden

Suppenland, diesen originellen Beinamen trägt Neudorf im Erzgebirge. Hier ist der Löffelspeise sogar ein Museum samt Weltmeisterschaften gewidmet.

Neudorf. Da gibt’s für Besucher wahrlich etwas thematisch zu löffeln: Auf über 6000 Exponate rund um die Speise beziffert Stefan Süß vom Team der Gastgeber die Sammlung im Suppenmuseum an der Karlsbader Straße. Da gibt es Löffel samt aller erdenklichen Besteckformen und Suppenterrinen genauso zu bestaunen, wie Öfen und Küchengerät aus verschiedenen Zeitepochen. Klar, dass Rezepte und Zutaten parat liegen, wie das Verbraucherverhalten skizziert wird. Und da sagen Statistiken, dass in Deutschland sonnabends zu 80 Prozent der Verbraucher bevorzugt eine Suppe auf den Tisch kommt. Unter der Woche lässt sich allenfalls ein Drittel die Speise schmecken.

Das Modell zeigt die Arbeitsschritte, einen Löffel herzustellen. Foto: Christof Heyden

Die originelle Ausstellung nimmt nicht nur Feinschmecker mit auf Geschichtstour: Gäste erfahren, dass bereits 6000 Jahre v. Chr. Suppen zubereitet worden sind. Oder: Dass sich der Sonnenkönig Ludwig XIV pro Mahlzeit vier Suppen kredenzen ließ. Die Neudorfer erzählen viel Wissenswertes, so, dass das Wort „Suppe“ die Tätigkeiten Saugen, Schlürfen und Saufen zur Basis hat. „Die hohle Hand ist Vorbild für den Löffel“, erklärt Stefan Süß. „Und unsere Altvorderen löffelten zunächst aus einem runden Erdloch.“

Der Reiz der Schau begründet sich auch aus vielem Zubehör: so Reklameschildern, Werbetafeln und manch ungewöhnlichem Utensil. Etwa dem diebstahlgesicherten Löffel. „Da wurde einfach ein kleines Loch reingebohrt. Die Funktion blieb erhalten, aber der Löffel war markiert“, zeigt Stefan Süß ein solches Exemplar. Der versteht Besucher genauso mit dem Berliner Löffel zu unterhalten, wie dem Norddeutschen Exemplar. Die Geschichten dazu erfahren Gäste bei einem Museumsbesuch.

Küchengeräte und Mobilar gehören ebenso zu der Austellung. Foto: Christof Heyden

Auch den Aspekt der Sprache und der Suppe haben die Neudorfer im Auge: Sprichwörter bestimmen den Alltag: Wer kennt nicht „Die Suppe versalzen“ oder „Es zieht wie Hechtsuppe“ oder „Ein Haar in der Suppe finden“. Im Museum wird das Zustandekommen der Weisheiten erzählt.

Ein praktischer Aspekt ist die Rezeptesammlung. Hier wissen die Neudorfer vor allem mit den Siegersuppen des alljährlich veranstalteten Kochwettbewerbs zu punkten. Weit über 300 Suppenvorschläge sind da bislang zusammen getragen worden. Besucher erhalten die Kochvorschläge für den heimsichen Herd.

Da kocht der Saal: Suppentopf- Wettzieh – Weltmeisterschaft 2015 in Neudorf. Das Gaudispektakel gewann damals David Büßer, rechts. Foto: Christof Heyden

Alljährlich im Herbst erlebt Neudorf ein besonderes Spektakel: Dann wird im Rahmen der einzigartigen Suppenkirmes, zu der Hobbyköche aus dem gesamten Erzgebirge ihre Lieblingssuppe zum Wettbewerb einreichen, auch zu den Suppentopf-Wettzieh-Weltmeisterschaften eingeladen. Ein Wettbewerb, an dem Stefan Süß maßgeblich als Ideengeber beteiligt ist. „Dann ziehen Teilnehmer an einem speziellen Tisch an einer Suppenterrine. Im K.O.-Wettbewerb wird dann der Stärkste am Topf ermittelt.“