Nabelnde Mannsbilder gesucht

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Achtung, schwere Packen Noten. Die singenden Landfrauen von Börnichen, die Chorrunde trifft sich monatlich. Renate Oehme, rechts, verteilt das Notenmaterial, sitzend Pia Uhlig , links Gudrun Böttcher. Foto: Christof Heyden

Stellt sich in diesen Wintertagen doch noch Schnee ein, dann dürften die musizierenden Landfrauen von Börnichen einen Anteil daran haben.

Börnichen. Denn zum obligatorischen monatlichen Singedienstag wurden jene, der vierten Jahreszeit bestimmten Texte und Melodien geprobt. Schneemänner hätten ihre Freude gefunden zu hören, wie ihnen 14 gestandene Frauen mit dem gleichnamigen Liedchen eine Liebeserklärung unterbreiten. Indes, das Baumaterial ist ebenso Mangelware, wie sich kein Frost einstellen will. Klar, auch der legendäre Schneewalzer durfte nicht fehlen. Das im Walzerschritt dargebotene Stimmungslied konnte indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sängerinnen den für missliches Geläuf sorgenden Schneematsch wohl wirklich nicht auf dem Fußweg haben wollen. Denn Schnee und Kälte haben auch Schattenseiten, etwa, um den zünftigen Treff im Vereinshaus des Ortes sicher zu erreichen.

Renate Oehme bestreitet den Chorgesang am Keyboard. Foto: Christof Heyden

Das steuerte in bewährter Manier Renate Oehme mit Notenmaterial und Keyboard an. „Seit 2003 leitet ich die Chorrunde“, erzählt die Börnichenerin. Und die zeigt, dass sie mit den schwarz-weißen Tasten samt programmierbaren Rhythmen des Keyboards umzugehen versteht. Kein Wunder, dass sie Fingerfertigkeit auszeichnet. „Im Berufsleben war ich Damenschneiderin, da gehörten Nadel und Faden zum Alltag.“

Noch während die selbst zusammengestellten Liederbüchlein verteilt wurden, erhielt jede Sängerin ein Glas, kreisten Getränkeflaschen. „Nein, nein, keine die Stimmung anheizende höherprozentige Wässerchen, vielmehr ist es ein stilles, um die Stimmen zu schmieren“, erklärt schelmisch Organisatorin Raina Mrazek. „Bei uns herrscht eiserne Proben-Disziplin.“  Reichlich 60 Minuten widmen sich die frühere Verkäuferin, Handelskauffrau und Kindergärtnerin, die Postfrau, Sparkassenmitarbeiterin und Bauersfrau ihrem Hobby. Aus der knapp 60 Titel umfassenden Winter- und Weihnachtsliedermappe wird ein Großteil der Kompositionen gesungen.

Die singenden Landfrauen von Börnichen, die Chorrunde trifft sich monatlich. Foto: Christof Heyden

Dabei wagen sich die Mittelsächsinnen auch an Mundartliches aus dem Erzgebirgsnachbarkreis. Durchaus eine Herausforderung. „Bleibn mer noch a wig do“, heißt es da. Für die Fremdsprache will die Zunge geführt sein. Aber im reduzierten Tempo meistern die Damen auch Fachbegriffe dieser Region. Etwa den von der Raachermaad. Was ist das eigentlich, fragt eine der Sängerinnen. Eine kurze musikalische Generalpause wird eingelegt, um die Zutaten und Zubereitungsart der lukullischen Gaumenfreude zu beraten. Weiter geht’s. „s´Raachermannl“ wird aufgelegt. Wieder ein Traditionsliedchen, welches wieder von einem urigen Kerl erzählt. Echt, die Frauen würden sich freuen, wenn zur Chorprobe wirklich ein Mannsbild einmal singend nabeln würde. Nicht der perfekte Satzgesang ist das Ziel der Singstunde. Dabei sein macht Freude. Umso mehr mundet anschließend der frische Kaffee und der selbstgebackene Kuchen.