Der König Schach in Niederwiesa

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Neujahrsempfang der Gemeinde Niederwiesa in der Schauweberei Braunsdorf. Bürgermeisterin Ilona Meier ehrt den 80-Jährigen Rudolf Hertel in emotioanler Runde mit der Ehrenplakette der Gemeinde. Foto: Christof Heyden

Niederwiesa und Schach gehören zusammen, wie Dame und König. Dass die Gemeinde als ein Zentrum dieser Disziplin gilt, ist vor allem einem Strategen zuzurechnen: Rudolf Hertel.

Niederwiesa. Ein Leben lang hat den 80-Jährigen die Leidenschaft für schlagende Bauern und taktierende Offiziere gepackt. Fast sieben Jahrzehnte war er als Aktiver, Übungsleiter und Sektionschef bei Traktor Niederwiesa sowie als Vorsitzender des Kreisverbandes Schach im Altkreis Flöha dem Brett verbunden. Mit seinem Wirken hat „Rudi“, wie er von Freunden liebe- und respektvoll genannt wird, unschlagbare Akzente für den Sport und seinen Heimatort gesetzt.
Diese Energieleistung wurde jetzt feierlich gewürdigt: Zum Neujahresempfang der Gemeinde Niederwiesa verlieh Bürgermeisterin Ilona Meier dem gestandenen Akteur die Ehrenplakette der Kommune und sagte ihm unter dem aufgeschlossenem Beifall der Festgäste Dankeschön.

Rudi Hertel wurde die Ehrenplakette der Gemeinde verliehen, Frau Renate hat daran auch Verdienste. Foto: Christof Heyden

„Zum Weihnachtsturnier in Oederan 1950 saß ich erstmals zu einem Wettbewerb am Brett“, erinnert sich Rudi Hertel. Der machte damals noch die ersten Züge in der Stadt des „Klein Erzgebirges“, bevor 1961 Niederwiesa sein neuer Wohnsitz wurde. Mit dem Umzug verband sich eine Aufgabe, die ihn 40 Jahre forderte: Bis 2001 agierte er als Übungsleiter. Und da zeigte er sein Können, ungezählte Teams erfolgreich in die Denkschlacht zu führen. In Spitzenzeiten zählte die Sektion 101 Mitglieder, die Niederwiesaer Frauen- und Männermannschaften spielten in höchsten Ligen. Generationen von Akteuren haben das Einmaleins bei ihm erlernt. Jenen, die die Sportlichkeit des Spiels bezweifeln, entgegnet er: „Schach ist Gymnastik des Geistes“. Und da weiß der Sportsmann mit Eleganz zu überzeugen.
Bereits 1954 hatte sich Rudi Hertel als Spieler der I. Mannschaft der BSG Traktor Niederwiesa angeschlossen und dafür gesorgt, dass diese überhaupt wieder aktiv und erfolgreich ins Wettkampfgeschehen eingriff. Er war am Wiederaufbau der Sektion maßgeblich beteiligt.

Auch Flöhas Oberbürgermeister Volker Holuscha zollt dem Sportsmann seinen Respekt. Foto: Christof Heyden

Stolz ist der frühere Fachlehrer für Deutsch und Russisch, bis heute die sportliche Herausforderung mit den Kontrahenten zu suchen. 15 Jahre saß er am ersten Brett der Männermannschaft, steuerte ungezählte Punkte für Siege ein. „Die dürften sicher überwiegen“, bilanziert der wache Senior schmunzelnd und verrät: „Französisch war meine Sache. Die größten Erfolge erzielte ich mit dieser Spieleröffnung, dieses System wiederum bevorzugte mein Schachlehrer, bei dem ich in die Schule ging.“

Sichtlich gerührt freute sich der Sportsmann über die Ehrung und machte eines klar: „Das ist auch eine Anerkennung für meine Frau Renate. Sie hat mir immer zu Seite gestanden, meine sportlichen Ambitionen wären ohne ihre Rückendeckung nicht zu vollbringen gewesen.“