Männlfiguren brauchen Kondition

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Er war der erste und berühmteste Schwibbogen mit Figuren zur Weihnachtszeit im Erzgebirge: das Augustusburger Exemplar. Foto: Christof Heyden

Schwerstarbeit muss der kleine Mann verrichten: 31 Mal in der Minute hebt er seinen Arm, hievt ohne Konditionsprobleme das Beil in die Höhe, um es wieder nieder sausen zu lassen.

Augustusburg. Pausen kennt der Waldarbeiter nicht, unentwegt hackt er Tag und Nacht die dicken Holzscheite zur Freude vieler junger und älterer Zuschauer, die sich
regelmäßig einfinden, ihm auf die Hände schauen und sich am „Tack, tack,
tack“ freuen. Dabei ist der Geselle nicht alleine tätig. Weitere 24 Abteilungen nennt der
außergewöhnliche Augustusburger Adventskalender, der schon bald wieder eingepackt wird, sein Eigen: In einem Kämmerchen läutet ein Weihnachtsmann unentwegt das Glöckchen, drehen Bergleute bei jeder Wetterlage auf einem Teller ihre Runde und sind die heiligen drei Könige auf ihrer nimmermüden Tour.

Der Augustusburger Schwibbogen ist das Ergebnis einer großen, fleißigen Schöpfergruppe. Wie aus einem Guss präsentiert sich das Gesamtgebilde, das unterschiedlichste kunsthandwerkliche Handschriften trägt. Der nicht in seinem Wirken zu bremsende Holzhacker hat wie auch ein tapferes Jägerlein das Licht der Welt in Kleinhartmannsdorf erblickt. In der Werkstatt des Holzspielzeugmachers und Drechslermeisters Torsten Martin nahmen die beiden Figuren ihre Gestalt an.

Der unermüdlich hackende Waldarbeiter im Schwibbogen Augustusburg. Foto: Christof Heyden

Anfang des Jahres 1999 wurde das Projekt gestartet, welches seit vielen Jahren ein Magnet für Touristen aber auch Einheimische in der Bergstadt darstellt. Wie die für die heimischen Weihnachtsstuben gedachten Räuchermänner, bestehen die Gesellen je nach Ausstattung, also etwa mit Beil, Gewehr und anderen Utensilien, aus 25 bis 50 Teilen. Doch statt ein Räucherkerzchen aufzunehmen beherbergt der hohle Bauch beim Holzhacker die Mechanik für die Bewegung. Nach einiger Tüftelei ist das den Augustusburger Experten hervorragend gelungen.  Insider erkennen in Holzhacker und Förster die Handschrift der
Traditionswerkstatt, aus der seit über 100 Jahren
kunsthandwerkliche Erzeugnisse in die weite Welt auf Reisen gehen. Ein Muss jeder Figur ist der Hanfbart. Entweder naturbelassen gebeizt oder farblich gestaltet, bestechen die hölzernen Männer durch ausgewogene Proportionen und Detailtreue.