Kobold Pittiplatsch & Co gerettet

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Spielzeuggeschichte der DDR hat Frank Bisser gesammelt, auch diesen Fernseher, in den DIA eingesteckt wurden. Foto: Christof Heyden

Die Adventstage sind die Hochzeit des Spielzeugs. Da erweckt eine Sonderausstellung in Burgstädt wieder das Kind im Erwachsenen.

Burgstädt. Erst recht, wenn er die Sammelleidenschaft wie Frank Bisser pflegt. In einer Weihnachtssonderausstellung zeigt der Mühlauer seit dem ersten Adventssonntag seine Schätze. „Rund 800 Stücke sind es, die ich im Heimatmuseum Burgstädt ausstelle“, sagt der 57-Jährige. Von Automobilen über Eisenbahnen hin zu Brettspielen  und Metallbaukästen sowie Handpuppen und Indianerfiguren. Mit der bis 28. Januar geplanten Schau will er sein Hobby zur Freude Interessierter in den öffentlichen Fokus rücken. Und er will mit seinen Exemplaren vor allem eine Botschaft transportieren: Das Spielzeug der früheren DDR hat überlebt. Denn alle Stücke stammen aus den Jahren 1949 bis 1989.

„Da geht es weniger ums politische, als vielmehr um den Fakt, dass es von der Spielzeugindustrie als Wirtschaftsfaktor nichts mehr gibt. Mit der Wende wurden die Betriebe von der Treuhandgesellschaft  genauso geschlossen und die Mitarbeiter entlassen, wie in der unsere Region einst bestimmenden Maschinenbau- oder der Textilindustrie“ sagt Frank Bisser. Und: „Mein Antrieb ist es, jene Produkte zu erhalten, mit denen Generationen von Ostdeutschen groß geworden sind, die ein Stück Kindheitsgeschichte lebendig werden lassen.“

Ungezählte Handpuppen gehören zur Sammluung. Foto: Christof Heyden

War seine Sammelleidenschaft schon früh angelegt aber eher zufällig, widmet er sich seit 15 Jahren intensiv dieser Aufgabe. „Da werde ich vor allem im Internet und auf Märkten fündig.“ Die Basis seiner Sammlung stammt aus seiner eigenen Kinderstube, so das Schaukelpferd. „PS haben es mir schon immer angetan, vom Sattel auf dem hölzernen Vierbeiner bin ich quasi in den benzingetriebenen Pkw-Sitz gewechselt, ich bin Inhaber einer Fahrschule in Burgstädt und als Fahrlehrer tätig“, sagt Frank Bisser schmunzelnd. Und fügt hinzu. „Sogar Fahrschüler, die um meine Leidenschaft wissen, haben mir schon Sammelstücke übergeben. Jüngst erhielt ich von einer jungen Frau ein ferngesteuertes Fiat-Coupe.“

Ob Mädchen oder Junge: Frank Bisser hat für jede Zielgruppe bestimmte Erzeugnisse parat. So die Küchenserie, die Herzen angehender Muttis hat höher schlagen lassen. „Die Näh- und Waschmaschinen von Piko waren und sind noch voll funktionsfähig, auch das Rührgerät oder der Backofen oder der Mixer.“ Raffiniert der Bauernhof, der zusammengeklappt wurde und im kleinen Koffer verpackt mit auf Reisen genommen werden konnte. Wer erinnert sich nicht an Indianerdörfer und Wild-West-Cowboy-Fort?

Dieses batteriegetriebene Fiat-Coupe stammt aus dem Jahr 1974. Foto: Christof Heyden

„Erstaunlich, dass meine Enkelkinder den gleichen Spaß daran haben, wie wir seinerzeit auch. Die Spielsachen zeigen noch immer, wie methodisch und funktional geschickt sie gebaut worden sind, wie Kinder begreifen konnten, wie Technik im Innenleben funktioniert.“ Stellvertrend zeigt Frank Bisser auch Experimentierkästen, Werkstatt-Spielsachen wie Kinder-Bohrmaschine oder die Malirex-Produkte aus Leipzig. „Dabei wurden in einen beleuchteten Bildbetrachter Dias eingesteckt, die Märchen erzählen oder Landschaftsaufnahmen zeigten.“

Einen vorgezogenen Weihnachtswunsch hat sich Frank Bisser indes jetzt schon erfüllt: „Ich habe einen Pittiplatsch auf einem Trödelmarkt gefunden, der 45 Jahre alt ist und ein solches Exemplar darstellt, mit dem ich groß geworden sind. Da habe ich mich echt gefreut.“ Der Sammler und Opa beweist selbst ein weiteres Anliegen der Ausstellung: „Spielzeug bewegt die Seele“.