Hölzerne Samtpfoten für Japan

2022
Diese Katzenfigur mit Weihnachtsmann ist 2017 neu im Sortiment von Bettina Bergmann. Foto: Christof Heyden

Geschäftspost wird in diesen Adventstagen aus dem Engeldorf Grünhainichen ins japanische Kobe auf Reisen geschickt. Inhalt ist deutsche Wertarbeit.

Grünhainichen. Acht, zu einer Serie zählende Katzenfiguren zwischen einem und zwei Zentimetern groß, gehen per Maxibriefen auf Weltreise. Im Land der aufgehenden Sonne werden die von Bettina Bergmann geschnitzten frech-fröhlichen Vierbeiner erwartet, um eine fernöstliche kunsthandwerkliche Spezialkonstruktion zu komplettieren: Kuckucksuhren.
„Deren Gehäuse wiederum sind im Schwarzwald geschaffen und mit in Japan gefertigter Uhrmechanik versehen. Mit meinen hölzernen Samtpfoten aus dem Erzgebirge werden sie thematisch bestückt“, erklärt Bettina Bergmann. „Katzen stehen in Japan hoch im Kurs. Und was für uns eher ungewöhnlich scheint, erfreut da die Kunden“, so die Meisterin im Kerbschnitzen. Und so wundert es nicht, wenn zum Stundenschlag eine Kuckucksvogelfigur mauzt und eine spezielle Mechanik die Tiere in Bewegung bringt.

Acht Tiere gehören zu einer Serie, mit der Kuckucksuhren bestückt werden. Foto: Christof Heyden

„Da versucht beispielsweise die auf einem Fass sitzende Katze die unter ihr in dem Bottich versteckte Gans an ihrem langen Hals zu fangen, zwei andere Vierbeiner schlecken aufs Signal die Milch und ein dritter Stubentiger beginnt sich Kopf drehend für den Vogel zu interessieren.“

Die Vorliebe des japanischen Auftraggebers ist unterdessen für die Nachfahren des namhaften Familienbetriebes Emil Helbig ein wirtschaftliches Standbein geworden. „Tak Hayashi, der Familienname bedeutet übrigens Wald, stand eines Tages in meiner kleinen Werkstatt“, erzählt Bettina Bergmann. „Regelmäßig in Deutschland unterwegs, war er auf meine Märchen aufmerksam geworden. Und die wollte er einkaufen. Wie ich später selbst zu meinem Japan-Aufenthalt feststellen konnte, kennen die Asiaten unsere Grimmschen Märchen genauso gut wie wir. Es war für mich erstaunlich zu sehen, wie unsere europäische Kultur gerade mit den Figurengesichtern in Film und Fernsehen auf japanisch und mit Schriftzeichen eingeblendet erzählt werden.“

Kerbschnitzen heisst die von Bettina Bergmann beherrschte Handwerkskunst. Foto: Christof Heyden

Katzen werden in Helbigs Werkstatt seit 60 Jahren geschnitzt. In 98-prozentiger Handarbeit. Verwendet wird Lindenholz. Für eine kleine Katze benötigt die professionelle Schnitzerin sieben bis acht Minuten. Für die größeren Viecher sind 20 Minuten zu veranschlagen. Insgesamt umfasst das aktuelle Sortiment von Bettina Bergmann 150 Figuren bzw. bestimmte Märchen- und Fabelgeschichten darstellende Gruppen. Die schöpft dabei aus dem enormen Fundus ihres Opas und Vaters, diesen Schatz beziffert sie auf rund 600 Vorlagen.